Ich war kurz nach der Eröffnung einige Male im Grosz und war nach dem üblichen Anfangsschwierigkeiten bei einer neuen Gastronomie mit Service und Küche zufrieden, wenn es auch für das lediglich gehoben solide Angebot eher teuer ist.
Gestern wurde ich jedoch Zeuge einer dermaßen geschmacklosen Diskriminierung eines Gastes im Rollstuhl, dass das Grosz - wie alle anderen Restaurants von Roland Mary - nun für mich gestorben ist.
Am frühen Nachmittag betrat ich mit zwei Freunden die Terrasse im Innenhof, wo wir sofort von einem Mitarbeiter angesprochen wurden, ob er uns einen Tisch anbieten dürfe. Die Terrasse war aber für unseren Geschmack zu gefüllt, so dass wir dankten und uns zum Gehen wandten. Direkt dahinter wurde eine Frau im Rollstuhl hineingeschoben, die von diesem Mitarbeiter - in merkbar anderem Ton - angesprochen wurde, was man denn für sie tun könne. "Ich hätte gerne einen Tisch." Antwort: "Oh, das tut mir leid, leider haben wir hier keine Tische mehr frei." Dame: "Aber da sind doch noch Tische." Antwort: "Ja, aber die Terrasse schließt auch gleich. Sie können sich ja nach drinnen begeben." Die Dame ließ sich wieder hinausfahren.
Darauf angesprochen, dass sich - auch vor dem Hintergrund, dass die Terrasse am Abend schließt - der Eindruck aufdrängt, man wolle eine behinderte Person nicht bei den anderen Gästen, sondern allein im dunklen und angesichts des sonnigen Wetters leeren Innenraum platzieren, hatte weder der Mitarbeiter noch die Pressesprecherin, die sich dazu bei mir gemeldet hat, eine Antwort.
Die Pressesprecherin erklärt aber noch, sie kenne den Chefredakteur des Tagesspiegel aus ihren "Bonner Zeiten", weshalb niemand darüber berichten werde.