Geschichte des Botschaftsgebäudes
Die Belgische Botschaft war vor dem Zweiten Weltkrieg in zwei Gebäuden in der Jägerstrasse Nr. 52 und 53 in der Nähe des schönen Gendarmenmarktes untergebracht. Das Gebäude in der Jägerstrasse Nr. 53 wurde im Jahre 1884 errichtet. Seit 1913 war es Eigentum von Belgien. Das Haus daneben, die Nummer 52, kaufte Belgien im Jahre 1938.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden beide Gebäude von Bomben zerstört. Nach dem Krieg wurde Berlin in vier Besatzungszonen geteilt und das Grundstück gehörte zur Sowjetischen Zone. Die Anschrift Jägerstrasse wurde in Otto-Nuschke-Strasse 3 umbenannt.
Das Grundstück lag lange Zeit brach bis es im Jahre 1966 enteignet wurde. Auf den Ruinen der ehemaligen Botschaft wurde ein ganz neues Gebäude errichtet, das dem Ministerium für Staatssicherheit diente.
Nach dem Mauerfall kam das Grundstück in den Besitz der Stadt Berlin und wurde von der Senatsverwaltung genutzt. Anfang des Jahres 1993 wuchs im Hinblick auf den Umzug von Bonn nach Berlin das belgische Interesse, das Grundstück zurückzukaufen. Am 28. Dezember 1993 wurde der Kaufvertrag in Berlin unterschrieben.
Die Berliner Senatsverwaltung blieb noch einige Jahre im Gebäude, bis sie es im April 1998 definitiv verliess. Im Herbst 1998 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Das Ziel war ein neues Botschaftsgebäude, das sowohl funktionell als auch originell sein sollte. Gewinnerin des Wettbewerbes war die Architektin Elisabeth Rüthnick aus Berlin. Damit gehört Belgien zu den wenigen Ländern, deren Botschaft von einer deutschen Architektin geplant wurde. Belgien richtet auch als einziges Land seine Botschaft in einem DDR-Bau in Mitte ein.
Um Kosten zu sparen, wurde die Konstruktion des Gebäudes weitgehend erhalten. Die bestehenden fünf Geschosse wurden im Grundriss sowie deren Fassade neu konzipiert und um ein Geschoss aufgestockt. Städtebauliche Disziplin und Respekt vor dem architekturhistorischen bedeutenden Umfeld waren die Vorgaben.
Die Fassade an der Jägerstrasse wurde zwar stellenweise aufgebrochen, der Entwurf übernimmt jedoch mutig die Fassadenstruktur des Plattenbaus. Einschnitte in den unteren Geschossen schaffen ein "Fenster zum Hof" - Fensterbänder und Ausschnitte markieren die unterschiedlichen Räume der Botschaft. Die Fassade erhielt einen "aufwertenden anthrazitfarbenen Anstrich" und markante Kastenfenster.Um Kosten zu sparen, wurde die Konstruktion des Gebäudes weitgehend erhalten.
Vom Empfangssaal im Erdgeschoss gelangt man in den grossen Hof, der von dem Landschaftsarchitekten Benoit Fondu aus Belgien in Zusammenarbeit mit dem Berliner Büro Bobsien Landschaftsarchitekten gestaltet wurde. Der Schieferbelag, der von der Eingangstreppe über das Foyer in den Hof übergeht, leitet den Besucher in eine überwiegend von immergrünen Pflanzen geprägte Umgebung. Das eingeschossige freistehende Oval im Hof steht als Veranstaltungsraum auch für Konferenzen zur Verfügung.
Die Bauzeit verlief vom März 2000 bis April 2001.