Betty-Hirsch-Platz
Schmargendorf
PLZ | 14199 | |
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Ortsteil | Schmargendorf | |
ÖPNV | — | |
Verlauf | an Hundekehlestraße und Rheinbabenallee | |
Falk | Planquadrat P 10 |
Arbeitsagentur | Berlin Nord | |
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Jobcenter | Charlottenburg-Wilmersdorf | |
Amtsgericht | Charlottenburg | |
Grundbuchamt | Charlottenburg | |
Familiengericht | Kreuzberg | |
Finanzamt | Wilmersdorf | |
Polizeiabschnitt | A 26 | |
Verwaltungsbezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Alter Bezirk | Wilmersdorf | |
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Name zuvor | Platz S | |
Name seit | 8.3.2008 | |
Info |
Hirsch, Betty, * 15.1.1873 Hamburg, † 8.3.1957 Berlin, dänisch-deutsche Sängerin, Blinden- und Sprachlehrerin. Sie war das jüngste von acht Kindern einer dänischen jüdischen Kaufmannsfamilie und wuchs zweisprachig auf. Nach einem Sturz im Alter von 12 Jahren entzündeten sich Betty Hirschs Augen, und nach einer Augenoperation erblindete sie mit 17 Jahren völlig. Ab April 1893 erlernte sie an der Preußischen Blindenanstalt in Berlin-Steglitz, Rothenburgstraße 14, die Blindenschrift und typische Tätigkeiten für Blinde, besuchte aber auch die Fortbildungsklasse in Musik, Literatur und Englisch. Ein Musikstudium am Konservatorium in Berlin finanzierte sie durch Privatunterricht in Deutsch und Gesang. Sie trat als Konzertsängerin auf. Die vielen Reisen und Auftritte führten 1907 jedoch zu einem Nervenzusammenbruch. Nach einem Aufenthalt im Sanatorium absolvierte sie in London ein Sprachstudium und unterrichtete dort anschließend blinde Kinder. 1909 kehrte sie nach Berlin zurück und legte, um sich durch Sprachschüler ihren Lebensunterhalt verdienen zu können, eine Sprachlehrerinnenprüfung ab. Als Betty Hirsch nach Beginn des Ersten Weltkrieges von Kriegsblinden erfuhr, nahm sie zu Augenarzt Professor Doktor Paul Silex (1858–1929) Kontakt auf und überzeugte ihn, daß diese außer medizinischer auch weitere Hilfe benötigten. So brachte sie ab November 1914 Kriegsblinden ehrenamtlich Blindenschrift, Maschineschreiben und andere Handfertigkeiten bei und half ihnen auch bei der Beschaffung von Arbeitsplätzen. Ab 1918 wurde sie feste Angestellte der Blindenfachschule, die bis Kriegsende insgesamt 250 Kriegsblinde ausbildete. Nach Kriegsende spezialisierte sich die Schule auf die Ausbildung in den Büroberufen. Als Paul Silex 1923 mit 65 Jahren in den Ruhestand ging, führte Betty Hirsch die Schule weiter. Sie wurde durch Spenden finanziert, für die Personalkosten kam der Senat auf. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bestimmte Betty Hirsch ihren früheren Privatsekretär, Dr. Thiermann, zu ihrem Nachfolger und verließ Berlin im Oktober 1933, ging nach Hamburg und im Oktober 1934 nach England ins Exil. Die Schule wurde von der Stadt Berlin als „Silexhandelsschule für Blinde“ übernommen. Nach Betty Hirschs Rückkehr 1947 scheiterte ihr Versuch, ihre alte Schule an eine für Sehende anzugliedern. Am 1.4.1949 zog die Schule in die Gebäude der Steglitzer Blindenbildungsanstalt und wurde ihr administrativ unterstellt. Nach ihrem 80. Geburtstag, an dem sie die Ehrenmitgliedschaft des Bundes der Kriegsblinden erhielt und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, schrieb Betty Hirsch ihre Lebenserinnerungen nieder. 1956 erhielt sie die Ehrenmitgliedschaft des Deutschen Blindenverbandes. Am 8.5.1961 wurde in der Handjerystraße 23 in Berlin-Friedenau das „Kriegsblindenhaus Betty Hirsch“ eingeweiht. Am Blindenmuseum, Rothenburgstraße 14, erinnert heute eine Berliner Gedenktafel an Betty Hirsch und Paul Silex. Vorher Platz S. Betty Hirsch hatte in den letzten Jahren ihres Lebens hier gewohnt. © Edition Luisenstadt, ZEPTER&KRONE |